Hier schon mal eine kurze Info zu Brasilien. Nach 2 Tagen Rio ging es gleich ins Kinderdorf nach Recife. Wir wurden von Chiquinho, dem Leiter des Sitios, am Flughafen abgeholt. Helge wurde auf der Fahrt zum Flughafen gleich von einer Vogelspinne begrüsst, die sich im VW-Bulli den Weg auf sein Knie gesucht hatte. Nach einem kleinen Helge-Schreck musste sie ihr Leben lassen.

 

Im Kinderdorf angekommen haben wir unser Zimmer eingerichtet. Helge und Husi unterm Mosquitonetz im Ehebett:-) und ich habe mir die Hängematte geschnappt. Es war schön wieder da zu sein. Im Flieger liefen mir schon ein paar Tränen vor Freude über die Wangen. Allerdings musste ich feststellen, dass sich viel geändert hatte. Von den Kindern, die ich noch kannte, waren nur noch zehn da. Auch die Erzieher waren nicht mehr die Selben. Die Köchin ist eine Neue, was aber auch für eine bessere Qualität des Essens gesorgt hat.

 

Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit im Kinderdorf ging es auch gleich mit Severino, dem Strassenarbeiter auf die Strasse. Als erstes ging es zum Park 13 de Mayo. Dort malten wir ein bisschen mit einer Gruppe Mädels. Sie hatten die Klebstoffflaschen am Hals und waren völlig desorientiert. Nach einer Weile suchten wir einen anderen Ort auf, an dem Severino einen Jungen suchen wollte, den er schon seit längerem mit ins Kinderdorf holen wollte. Dort angekommen kam uns auch gleich der 10jährige Leandro entgegen. Leandro hat einen verformten Vorderkopf. Er war mit ca. 4 Jahren auf einen Mast gefallen und hat sich dabei so sehr verletzt, dass der Kopf dabei total verformt wurde. Geistig hat er aber keine Einschränkungen davon getragen. Durch die Verformung schielt er etwas. Ist aber ein total süßer und cleverer Junge.

Leandro freute sich Severino zu sehen und wir versuchten ein bisschen mit ihm und den anderen ins Gespräch zu kommen. Auch Leandro hatte seine Klebstoffflasche dabei. Er musste aber ständig den Größeren etwas davon abgeben. Nach einer Weile saß Leandro am Strassenrand und weinte. Ich setzte mich zu ihm und er erklärte mir, dass er ganz dolle Zahnschmerzen hat. So doll, dass er es gar nicht mehr aushält. Nach dem Severino einen anderen Strassenjungen ärztlich versorgt hatte, der eine riesen Schürfwunde am Arm hatte, setzte auch er sich zu Leandro. Er wollte ihn ein bisschen aus der Gruppe ziehen und sagte ihm, dass er mitkommen solle. Er habe ein bisschen was dabei gegen die Schmerzen. Wir gingen also weiter und setzten uns abgetrennt von der Gruppe auf einen Platz. Hier konnten wir etwas besser mit Leandro reden. Er sagte uns, dass er so gerne mit ins Kinderdorf kommen würde. Gesagt getan. Nach einer kurzen Abklärung im Kinderdorf kam Leandro mit uns mit. Aber vorher musste er noch seine Klebstoffflasche wegschmeissen. Die anderen Jungs wollten sie von ihm haben aber er grinste nur und schmiss sie in den Bach. Und auf ging es mit dem Bus ins Kinderdorf.

 

Am nächsten Morgen kam er Helge und Husi gleich entgegengelaufen und umarmte sie. Er war wie ausgewechselt. Keine Zahnschmerzen mehr und auch kein Geruch mehr von dem Klebstoff. Er freute sich im Kinderdorf zu sein und fühlte sich gleich wohl. Die Kinder akzeptierten ihn sofort auch trotz seiner sonderbaren Kopfform.

 

Im Kinderdorf hatten wir uns vorgenommen ersteinmal die Sprungbretter  am See zu reparieren. Die waren schon seit über einem Jahr kaputt. Somit wurde von Helge und Husi erstmal eine handwerkliche Arbeit gefordert. Was unter dem -wir haben kein vernünftiges Werkzeug- Aspekt, gar nicht ganz so einfach war. Nachdem wir alles Notwendige besorgt hatten, wurde aber rasch die Treppe fertig gemacht und nach ein paar Tagen kamen dann auch die Sprungbretter. Nachdem alles montiert war, freuten sich die Kinder wie wild darüber, dass sie endlich wieder ihrer Lieblingsaktivität im See nachgehen konnten. Auch Leandro liebt das Springen vom Sprungbrett und er bedankte sich sogar dafür.

 

An einem Tag habe ich mit Chiquinho Hausbesuche gemacht. Ich habe ehemalige besucht. Für Freunde des kleinen Nazarenos hier eine kleine Info:

 

Danilo: Ihm geht es gut. Er wohnt seit einem Jahr wieder bei seiner Mutter. Er nimmt keine Drogen, tanzt für sein Leben gerne HipHop ...geht aber leider nicht zur Schule.

 

Joseilido: Ihm geht es .....es geht so...ich glaube er hält es nicht lange durch.

 

Jorginho: Ihm geht es super. Er hatte sich total gefreut mich zu sehen. Jorginho ist sehr selbstständig geworden. Er geht selbstständig zur Schule und bringt seine Geschwister ebenfalls dort hin und holt sie wieder ab. Seit einigen Wochen arbeitet er nebenbei und es macht ihm Spass noch mehr Verantwortung zu übernehmen.

 

Dann war ich noch bei Rafaels Pflegemutter. Wer es nicht weiss....Rafael ist im Juni gestorben. Letztendlich wohl noch an seiner Schussverletzung. Das Wiedersehen mit Donna Severina war demnach ein sehr trauriges. Aber ich denke wir wissen alle, dass wir nicht mehr für ihn tun konnten als wir es getan haben.

 

Da ich leider nicht so lange im Kinderdorf war, sondern mich nach kurzer Zeit entschloss (aus dienstlichen Gründen) mal eben für kurze Zeit  nach Hause zu fliegen, ist hier auch schon Schluss mit der Berichterstattung. Weiteres gibt es dann wohl wieder auf Helges Seite zu lesen. Am 12.11. treffe ich mich dann aber wieder mit Helge, Husi, Jule und einem anderen Freund (Theo vom BKA) in Rio.

 

Viele Grüße aus dem ungemütlichen Deutschland.

grrrr mir ist kalt! Gut das ich meine peruanischen Wollsocken habe.