Ok.....dann fange ich doch endlich mal an mit meinem Reisebericht. Als ich von Buenos Aires nach Kolumbien geflogen bin, hat alles super geklappt. Bis auf einen kleinen Zwischenfall am Flughafen, da sie mich nicht nach Kolumbien einreisen lassen wollten, weil ich kein Rueckflugticket vorweisen konnte. (Nachdem ich dieses Problem aber schon in Frankfurt hatte, wusste ich eine passende Ausrede und konnte damit ueberzeugen, dass mein Ausreiseticket ein Busticket ist, das bereits in Kolumbien auf mich wartet). Somit konnte ich meine Reise fortsetzen und zur Ueberraschung traf ich im Flug von Bogota nach Barranquilla auch schon auf Roland und Diana, mit denen ich mich erst ein paar Tage spaeter in Barranquilla treffen wollte. Da sie noch Platz in ihrer Wohnung hatten, war auch fuer mein Schlafquartier gesorgt.

Am naechsten Tag ging es nach Puerto Velero an den Kitespot. Eine schoene Bucht  in Mitten von ein paar Bergen, was soviel bedeutet wie boehiger Wind. Der Wind war meist zu stark fuer meinen 12er Kite und ich musste mir einen 9er Kite zulegen (was mir aber von vornherein klar war). Somit versuchte ich mit dem boeigen Wind zu kaempfen. Was nicht immer ganz ungefaehrlich war, weil in der Saison Badegaeste am Strand waren, die auch die Gefahren von dem Kite nicht einschaetzen koennen und am Liebsten einem das Ding aus der Hand nehmen wollten um selber zu fliegen. Zumal war mitten im Kitespot ein kleines Segelboot , an dem mein Kite das ein oder andere Mal vom Himmel gefallen ist (auf Grund von Luftloechern). Somit hatte ich Glueck, dass mein Kite heil geblieben ist.

Ich hatte mir einen kleinen Motorroller ausgeliehen, um zum Kitespot (ca. 20 Min Fahrstrecke) zu kommen. In Kolumbien gibt es Plici y Placa-Tage fuer Motorraeder und Autos, was soviel heisst wie; an diesen Tagen ist es verboten mit dem Motorrad zu fahren und wenn man erwischt wird, muss man eine Strafe zahlen oder das Motorrad wird einem fuer ein paar Tage weggenommen. Nun ich hatte Glueck gehabt, dass Plici y Placa im Dezember aufgehoben wurde. Sonst waere ich wohl erwischt worden;-).

 

Weihnachten...also meinen Geburtstag haben wir dann ordentlich gefeiert. Mit ein paar Flaschen Rum, Bier, Musik und dem Hasenspiel feierten wir bis um 06.oo Uhr morgens durch.

 

Da ich mit dem Kitespot nicht zufrieden war, machte ich mich auf, um die Kueste in Richtung Nordosten zu erkunden. Zusammen mit Andy, einem Schweizer, den ich hier kennengelernt hatte, ging es zunaechst nach Taganga, einem kleinen Touristenort in der Naehe von Santa Marta. Eine kleine Bucht mit schoenem klaren und blauen Wasser aber voellig von Touristen ueberflutet. Hier warteten  wir auf Andys Freunde. Als alle eingetroffen waren und wir ein paar Tage in der Bucht relaxt hatten, ging es weiter nach Riohacha. Hier versuchten Andy und ich es nochmal mit dem Kiten. Da wenig Wind war, baute ich meinen 12 auf, aber auch der stieg leider nicht auf. Ok...abwarten auf den naechsten Tag war angesagt.

Da es an dem Strand von Riohacha keine Unterkuenfte gab, schliefen die anderen in einer Haengematte und ich unter meinem Kite. Als ich am naechsten Morgen aufwachte, lukte unter meinem Kite ein grosser Krebs hervor. Zum Glueck hat er nicht reingekniffen ;-). An diesem Tag versuchten wir es erneut mit dem Kiten. Ich versuchte es mit dem 12 und fuhr ein bisschen raus. Da ich zu diesem Zeitpunkt die Wende noch nicht konnte, musste ich mich noch ins Wasser legen um den Richtungswechsel vorzunehmen. Leider landete ich ein einem Bad voller Quallen, die einen kleinen Hautjuckreizeffekt auf meinen Koerper ausloesten. Ok ich konnte leider auch die Hoehe nicht halten und kam irgendwo am Strand wieder aus dem Wasser und musste dann den Einheimischen mit meinem gebrochenen Spanisch erklaeren, dass sie meinen Kite annehmen sollten....das alleine war schon wieder ein Abenteuer fuer sich;-). Es hat aber alles geklappt. Das war es dann fuer mich mit dem Kiten.  Da sich die vier Schweizer auch hauptsaechlich nur auf Schweizerisch unterhielten, entschied ich mich an diesem Tag nach Venezuela zu fahren. Denn dort wartete auf mich Adicora. Der Kitespot mit Windgarantie. Somit packte ich meine Sachen und kaufte nochmal ein bisschen Nahrungspotenzial fuer den Chavez Feldzug ein. Mit Tuetensuppe und Milchreis bewaffnet ging es dann am naechsten Morgen los. Mit einem Minivan nach Maicao. Von dort aus mit einem "Por Puesto", dem sogenannten Sammeltaxi, der in der Regel einer dieser alten Amischlitten ist, bei dem man sich wundert, dass dieses Ding ueberhaupt noch einen Meter weit kommt, nach Maracaibo. In diesem Abschnitt liegt die Grenze zu Venezuela. Da ich hier meine Passformalitaeten klaeren musste, musste ich das Taxi zeitweise verlassen und mein Gepaeck blieb unbeaufsichtigt mit wildfremden Menschen, was mir nicht ganz geheuer war...aber nun ja so ist  es halt ueblich und es hat ja auch alles geklappt. Im Grenzbereich stehen ueberall Leute die Benzin verkaufen, da es in Venezuela ja fast umsonst ist, versuchen sie damit Profit zu machen und verkaufen es an den Strassen, an denen man nicht so schnell auf die naechste Tankstelle stoesst, sowie in Kolumbien.

Von Maracaibo ging es nun weiter mit dem Bus nach Coro und von hier aus mit einem weiteren  "Por Puesto" nach Adicora. Abends um 20.30 Uhr hatte ich dann endlich Archies Posada erreicht. Archie ein meist schlecht gelaunter alter Deutscher aus Bayern, der glaube ich dem Alkohol nicht ganz abgeneigt ist und wohl irgendwann mal "ausgestiegen" ist.

 

In Adicora traf ich auf Christian und Sina. Zwei Kiter aus Deutschland, die mir von Anfang an sehr sympatisch waren. Mit ihnen verbrachte ich eigentlich die meiste Zeit. Sowie an einer anderen Kiterposade die von einem Venezuelaner betrieben wurde. Hier wurde dann mal ein Bierchen oder ein Cuba Libre getrunken. Mehr war aber auch nicht los in Adicora. Ausser drei Baeckereien, einem Obst und Gemuesehaendler, der meist nur alte Ware zu bieten hatte und dabei die wenigen Kiteturisten versuchte ueber den Tisch zu ziehen und einem Mini Supermark, der ausser Reis, Spaghetti, Thunfisch, Ketchup und Kornflakes nicht viel mehr Auswahtl zu bieten hatte, waren auch die Einkaufsmoeglichkeiten hier sehr beschraenkt. Aber ich hatte ja meine Tuetensuppe;-).

 

Nun ja...ich habe  zunaechst ein Zimmer mit Seppel (einem Freund  von Archie) teilen muessen. Was nicht weiter schlimm gewesen waere, wenn er nicht das merkwuerdige Beduerfnis verspuert haette, mich nachts aufzuwecken um mir irgendwelche Geschichten zu erzaehlen bzw. ein Gespraech mit mir anzufangen. Aber auch das war wahrscheinlich eher Alkohol bedingt. Im Haus wohnte noch die Charchulla Familie. Und Manfred Charchulla versuchte auf seiner Steeldrum oder einer chinesischen Geige brauchbare Toene hervorzuzaubern.....hm...Musik...dem einen gefaellt es....dem anderen eher nicht so;-). Naja nach ein paar Tagen hatte ich dann meinen eigenen Bereich.

 

Bei Sina und Christian war dann Nachts irgendwann mal ein Schwarzer Mann im Zimmer und hat sich an Ipod und Handy bedient......Da also doch lieber Seppels Gutenachtgeschichten:-)

 

Nun ja das Kitegebiet war wirklich super zum Lernen. Der Strand war zwar nicht der Sauberste....aber das konnte er ja auch nicht...er lag ja schliesslich in Venezuela. Ein bisschen Wellen, ein bisschen Stehrevier, konstanter Wind und andere Kiter. Super hier lernte ich dann endlich Kiten, kaufte mir ein neues Board und war gluecklich und zufrieden mit meiner kleinen Welt...bis eines Tages die kleine portugiesische Galleere (eine Art Qualle, die aussah wie ein lilanes aufgeblasenes Kondom)  mein Bein im Wasser erwischte....Aiaiaiaiai....das war schmerzhaft! Wer auch immer so ein Geschoepf im Wasser sieht....macht einen grossen Bogen rum. Zum Glueck hatte Sina mir einen Tag vorher erzaehlt, dass ich ...wenn mir dieses mal passieren sollte, so schnell wie moeglich aus dem Wasser kommen sollte und die Stelle mit Sand und Wasser ausreiben sollte, damit die Stacheln, die das Gift in sich tragen rausgespuehlt werden. So tat ich dann auch, aber der Schmerz nahm zu und zu.....Ich schleppte mich bis zur Posada und lag nun da mit meinen Schmerzen....mein Koerper fing an zu krampfen und ich verspuehrte ein wenig Atemnot. Ich glaube es fehlte nicht viel zur Ohnmacht aber ich hatte Glueck denn die Frau von Archie war Krankenschwester. Sie wusch mir die Stelle mit Essig aus und gab mir die passenden Medikamente. So dass es nach einer Stunde wieder ertraeglich wurde. Die Nacht war dann noch etwas schmerzhaft, aber am naechsten Tag war alles wieder in Ordnung. Die naechsten Tage hatte ich dann ein ungutes Gefuehl ins Wasser zu gehen und ich machte mir zur Aufgabe alle diese lila Portugiesen zu toeten, die ich am Strand erblicken konnte. Nach drei Tagen waren sie nicht mehr zu finden....und ich konnte ohne Angst weiter Kiten.

 

Also gut nach drei Wochen hatte ich dann aber auch schon wieder die Nase voll von Venezuela und ich entschied mich zurueck nach Kolumbien zu fahren und erneut mit dem boehigen Wind zu kaempfen. Ich fuhr zunaechst nach Cabo de la Vela .....dem angeblich so gutem Kitespot ;-) (Das hatte ich aber ja mittlerweile schon oefter gehoert:-) )

 

Auch hier war absolut nichts los. Ich schlief in einer Haengematte und ausser mir war leider auch kein anderer Kiter zu sichten. Am ersten Tag baute ich meinen Kite auf, war aber voellig ueberpowert und mochte aufgrund von Offshore (Wind von Land kommend) nicht alleine Kiten gehen, ohne die Garantie zu haben, dass mich nicht im Falle der Faelle ein Boot retten wuerde.....Somit wartete ich noch einen Tag. Am naechsten Morgen war nur ein 13 Jaehriger da, der mir den Kite starten konnte. Da er der Meinung war, er wuesste was er zu machen hatte, liess ich es zu mich von ihm starten zu lassen. Der Wind war aber relativ stark, so dass ich ein ungutes Gefuel dabei hatte. Kurz vor Start kam dann ein Typ vorbei, er kam so freudestrahlend auf mich zu und meinte er waere Jeremies und wenn ich Hilfe benoetigen wuerde sollte ich ihm doch Bescheid geben. Gesagt getan... ich dachte er waere Kiter und haette Ahnung...Somit bat ich ihn darum den 13 Jaehrigen abzuloesen. Er nahm den Kite und schmiss ihn in die Luefte...das allerdings voellig falsch. Ich sagte ihm er solle aufhoeren und den Kite loslassen...aber nein...er versuchte ihn weiter nach oben zu schmeissen, so dass ich zu dem Typen lief und ihm den Kite aus der Hand nahm. Mein Vertrauen galt dann doch wieder dem 13 Jaehrigen und er konnte mich wunderbar starten. Never ever Jeremies!!!

 

Zum Kiten war es gut aber ebenfalls boehig und aufgrund der Gesamtumstaende machte ich mich am naechsten Tag wieder auf nach Barranquilla. In Barranquilla musste ich dann erstmal den Schluessel von dem Apartement besorgen und waehrend dessen ich auf den Schluessel wartete, geriet ich dann in einen Karnevalsumzug. In Barranquilla ist der Karneval ein riesen Fest. Angeblich groesser noch als der in Rio. Es wurde auf jeden Fall die ganze Nacht gefeiert und die verschiedenen Umzuege stellten alle ihre "Schoenheitskoenigin" vor und betanzten sie. Wen es interessiert, der kann sich auch auf Youtube ein  Video angucken: http://www.youtube.com/watch?v=Zqp4CPJ9VXU. Die Musik ist allerdings auch etwas gewoehnungsbeduerftig:-)

 

Was das Kiten anging, konnte ich mittlerweile besser mit dem Wind umgehen, aber ich wollte trotzdem weiter....eigentlich war mein Ziel der Lago Calima....ein Stausee in der Naehe von Cali. Ich fuhr aber zunaechst nach Cartagena und hier stecke ich nun immer noch. Ich wohne in einem Hotel ca. 50 m vom Strand und ca. 1000 m von der Kiteschule weit weg. Die Leute sind sehr nett. Der Wind ist zwar nicht immer da, aber wenn er da ist, ist er konstant und meist gut fuer den 12er oder 9er. Ich habe mich hier mit der kolumbianischen Kitergang angefreundet. Einen Jungentruppe im Alter von 15-max.20. Sie versuchen mir nun ein bisschen Spanisch beizubringen, zeigen mir ein bisschen wie ich das Springen lerne und nehmen die Mutti mit in die Disco ;-) Ist also ganz witzig mit ihnen. Im Gegenzug versuche ich dem einen oder anderen ein bisschen Englisch beizubringen. Sie haben mir sogar ihren Computer gegeben und somit konnte ich jetzt endlich mal die Hompage aktualisieren. Aber wie ihr nun seht, geht es mir gut. Cartagena ist eine schoene Stadt. Sie war frueher von Piraten bewohnt und hat auch eine interessante Geschichte, die ich aber noch nicht voll erkundet habe.

Momentan ist hier noch eine Familie aus Boston im Hotel, die eine anstaendige Fotokamera dabei haben und ich hoffe, sie koennen die Tage nochmal anstaendige Fotos von mir im Wasser machen. Ansonsten ist das schwierig weil meine kleinen kolumbianischen Freunde leider nicht wissen, wie man vernuenftig fotografiert.

 

Ok...so jetzt hoffe ich, habe ich euch genug geschrieben und nicht gelangweilt.

 Viele Gruesse also aus 34Grad Hitze und dem Karibischen Meer.

 

Sylvia